Geschichten - Episode 3

Ausdauer zahlt sich aus

Polarlichter mit den eigenen Augen zu erleben zählt sicher zu den spektakulärsten Dingen die man in der Natur erleben kann.

Polarlichter treten in der Regel in den Polarregionen unserer Erde auf und bezeichnen ein Phänomen was sowohl auf der Nordhalbkugel (Aurora borealis - Nordlichter) und auch auf der Südhalbkugel (Aurora australis - Südlichter) zu sehen ist. Hierbei treffen energiegeladene Teilchen von der Sonne auf die Erde. Diese Teilchen werden durch das Magnetfeld der Erde an die Polarregionen umgeleitet wo dann durch Wechselwirkung zwischen den Teilchen der Sonne und dem Magnetfeld der Erde, die markanten Leuchterscheinungen entstehen.

Das Polarlicht hat dabei in den häufigsten Fällen eine grüne Farbe, seltener rot und ganz besonders selten blau. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Polarlichter oft nur als ein grauer Schleier am Himmel wahrgenommen werden können. Hier verrät oft erst die Aufnahme mit der Kamera, dass es sich Polarlichter handelt und nicht um Schleierwolken.

Im Jahr 2018 machten meine Frau und ich unsere erste Reise auf die Lofoten in Norwegen um das Spektakel zu sehen. Nicht nur die Polarlichter waren der Grund für unsere Reise auf Inselgruppe im Norden Norwegens. Trotzdem hatten wir eine gewisse Erwartung oder Hoffnung das „seltene“ Naturschauspiel zu sehen. Wir sollten nicht enttäuscht werden. Jeden Abend verfolgten wir unsere Polarlicht- und Wetterapps auf dem Handy. Denn neben der Sonnenaktivität muss natürlich auch der Himmel klar sein um die Lichter am Himmel sehen zu können. Viele Abende und Nächte verbrachten wir so im Auto und unter freiem Himmel fernab von Lichtverschmutzung. An einigen Tagen hatten wir großes Glück, die Sonnenaktivität und klare Himmel versorgten uns mit tollen Ausblicken auf die Polarlichter. Lichter in allen erdenklichen Formen haben wir auf dieser Reise erleben können. Von grünen Bändern bis hin zu pulsierenden roten Erscheinungen, mit sich ständig ändernden Formen. Fotografisch war die Reise nicht besonders erfolgreich. Meine Kamera ist nach 2 oder 3 Tagen Baden gegangen und somit hatte sich das Fotografieren relativ schnell erledigt. Von den Polarlichtern waren wir extrem begeistert und wollten das Spektakel unbedingt erneut erleben. 

Zwei Jahre später sollte es so weit sein. Wir reisten erneut auf die Lofoten um auf die Jagd nach Polarlichtern zu gehen. Wir hatten zwar eine gute Zeit in Norwegen, Polarlichter gab es auf diesem Trip für uns aber nicht. Nur an einem einzigen Abend gab es einen leichten grünen Schimmer, der zwischen den Wolken zum Vorschein kam. 

Wiederum 2 Jahre später wollten wir unser Glück erneut versuchen. Diesmal wollten wir Polarlichter auf Island sehen. Unsere Reise nach Island mussten wir seinerzeit auf Grund der Corona Fallzahlen und der Einreisebestimmungen canceln. Ein weiteres Jahr später machten wir einen neuen Anlauf und im Winter 2023 schafften wir es nach Island. Der Trip nach Island war geprägt durch extremes Wetter. Unser Flug wurde aufgrund von starkem Sturm um 12 Stunden verschoben und auch auf Island erlebten wir heftigste Stürme und Straßensperrungen. Unsere Reise erforderte einige Anpassungen vor Ort. Polarlichter bekamen wir auf dieser Reise aber nicht zu Gesicht. Nur an einem einzigen Abend haben wir einen grauen Schleier im Himmel gesehen, den nur die Kamera als Polarlicht identifiziert hat. Auch auf diesem Trip haben wir viel erlebt und gesehen, Episode 1 - Unerwartet entstand auf dieser Reise, Polarlichter gesehen haben wir allerdings nicht. 

Anfang 2024 machten wir eine erneute Reise in den hohen Norden. Dieses Mal ging es für uns nach finnisch Lappland. Lapplands Winter sind eigentlich geprägt durch stabileres Klima als die Küste Norwegens oder eben Island. In der Zeit als wir in Lappland waren wurde die Region von einer ungewöhnlichen Warmfront heimgesucht. In unserer Zeit vor Ort war es viel bewölkt aber an einem Abend versprach das Wetter einen klaren Himmel. An diesem Abend erlebten wir zunächst einen traumhaften Sonnenuntergang auf einem Berggipfel nahe unserer Unterkunft. Ziemlich fasziniert und auch ziemlich durchgefroren stapften wir mit unseren Schneeschuhen zum Auto zurück. Es war Zeit fürs Abendessen. Wir wussten bereits, dass unsere Chance auf Polarlichter an diesem Abend groß war. 

Die Wettervorhersage sagte nur wenige kleine Wolkenfelder voraus und die Vorhersage für das Polarlicht war auch sehr gut. Wie so oft schon an anderen Abenden checkten wir regelmäßig die Apps und auch die Webcam Bilder...und da waren sie, Polarlichter auf nahezu allen Webcams. 

ein screenshot mit einer Karte die Polarlicht Aktivität anzeigt

Wir machten uns bereit für eine lange und kalte Nacht. Kleidung, Getränke, Snacks und die Kamera. Wir fuhren zunächst wieder auf den Berg auf dem wir den Sonnenuntergang gesehen hatten. Oben angekommen war es allerdings relativ dunstig, diesig und verhangen. Wir checkten das Wetter Radar und glichen die Bewölkung mit der Landkarte ab. So beschlossen wir einen Parkplatz in ca. 30km Entfernung anzufahren. Bereits als wir einige Kilometer vom Berg entfernt waren sahen wir aus dem Auto die ersten Polarlichter. Sofort hielten wir an und beobachteten das Spektakel. Nach all den Versuchen ohne Polarlicht war es schließlich soweit. Nachdem unsere erste Begeisterung ein wenig abgenommen hatte und auch Adrenalin, Dopamin und Endorphin Level sicher wieder regulierten, setzten wir unsere Fahrt zu dem auserwählten Platz fort. An dieser Stelle beobachteten wir unglaublich vielfältige Lichter und außergewöhnliche Aufnahmen und auch Erlebnisse entstanden. In dieser Nacht steuerten wir noch einige andere Plätze an. Ich weiß nicht mehr wie lange wir in dieser Nacht unterwegs waren. Ein Gefühl für Zeit setzt völlig aus beim erleben des Polarlichts. Es war auf jedenfalls sehr spät als wir in dieser Nach völlig übermüdet, aber auch sehr glücklich ins Bett gingen. 

Nach so vielen Jahren und so vielen Reisen auf denen wir keine Polarlichter zu sehen bekamen war es nun endlich soweit. Wir hatten eine unglaubliche Nacht unter klarem Himmel. 

"Da habt ihr aber Glück gehabt", könnte man sagen. Nein, so sehe ich es nicht. Wenn man bei ein oder zwei Reisen Polarlichter sieht, dann hat man Glück gehabt. Wenn es aber Jahre, viel Zeit, viel Geld, Geduld und endlose kalte Stunden im Auto sowie etlichen Einsatz kostet, dann kann man nicht mehr von Glück reden. 

 Ich nenne es Hartnäckigkeit oder eben auch Ausdauer.


Ausdauer zahlt sich aus!


Die Eindrücke und Erlebnisse der Winterreise nach Lappland waren ein mit Auslöser warum wir für den Herbst des gleichen Jahres eine Camping Reise mit dem eigenen Auto nach Lappland gemacht haben. Eine Reise auf der viele neue Geschichten entstanden sind, auch zum Thema Polarlicht. 

Die folgenden Bilder sind meine Favoriten-Bilder die in jener Nacht in finnisch Lappland entstanden sind.

Foto mit grünem Polarlicht über Bäumen
Foto mit grünem und rotem Polarlicht über Bäumen
Foto mit grünem Polarlicht über Bäumen und Sternen